Hauben Genuss ohne Hauben?
Es ist Herbst in Österreich und es hat wiedermal geschneit und die ersten Hotels machen sich für die Wintersaison bereit. Doch es gibt noch was, für was sich die letzten Oktober Wochen auszeichnen: Nämlich die Veröffentlichung des neuesten Gault & Millau Restaurantführer. Ich dachte mir ich nutze die letzten Tage der Saison und reise ins Kleinwalsertal. Ich muss zugeben, dass ich schon mehrmals das Vergnügen hatte in diesem Tal, welches nur über Deutschland zu erreichen ist, zu Speisen. Damals dachte ich mir, je mehr Hauben desto besser. Eigentlich eine logische Schlussfolgerung denn laut Gault Millau sind die, die am meisten Hauben haben, die besten Restaurants. Aber wenn bei einem Restaurant mit 13 Punkten und einer Haube das Süßkartoffelpüree zum Saibling Filet komplett kalt serviert wird bzw. das Kobe-Rindscarpaccio völlig überwürzt ist hat das meiner Meinung nach nichts mit Hauben und der gleichen zu tun.
Deshalb traute ich mich in ein Restaurant zu gehen, ohne Hauben oder Stern, empfohlen von dem Vermieter meiner Ferienwohnung.
Das Sonnenstüble im Hotel Birkenhöhe eröffnete 2009. Mit ca. 34 Sitzplätzen im abgetrennten Teil des Hotelspeisesaals unter der Führung von Bärbel und Matthias Bantel werden hier bis zu 8 Gänge Serviert.
Ich entschied mich für das Herbstmenü mit 4 Gängen für insgesamt 70€.
Haben Sie schon einmal in einem Nicht-Hauben-Restaurant gleich zwei Amuse Bouche serviert bekommen? Ich habe in benachbarten Restaurants im gleichem Tal mit bis zu 2 Hauben nicht mal einen Gruß aus der Küche aufgetischt bekommen. Angenehm überrascht vom Wassermelonen Cocktail und der sehr gut abgeschmeckten Ravioli, dessen Füllung ich leider nicht identifizieren konnte, wurde der erste Gang Serviert.
Auf der Karte Stand: Ei. Ich dachte mir das wird nicht schon nicht so schlecht sein. Auf dem Teller landete ein gefülltes Ei, Bergschinken vom Biobauern, ein pochiertes Ei, Kartoffelsalat und Pfifferlingen. Ein guter Einstand in einen schönen Abend.
Als zweites gönnte wurde mir das Beef Tatar an den Tisch gebracht. Leider war die Portion ein bisschen zu groß aber vom Geschmack gut abgestimmt und toll auf einer Schieferplatte angerichtet.
Zum Hauptgang wurde mir ein österreichischer Spitzenwein empfohlen.
Der "Heribert Bayer In Signo Leonis 2009" aus dem Mittelburgenland korrespondierte hervorragend zum Kürenwald Reh. Abgerundet wurde der Hauptgang durch den kleinen Topfenknödel.
Das Dessert konnte ich leider nur noch halb genießen, weil schlichtweg die Portionen zu riesig waren. Aber trotzdem probierte ich die neue Art der Bayrischen Creme die wieder auf der Schieferplatte angerichtet wurde. Das Gericht passte zu dem ganzen Abend: Richtig gut aber zu viel.
Alles in einem wurden meinen Erwartungen die ehrlich gesagt nicht hoch waren aufgrund der nicht vorhanden Auszeichnungen mehr als Übertroffen.
Der Abend wurde schließlich in der neuen Hotelbar mit einem Glas Wein vom
Koch abgeschlossen. Um es in den Worten vom Michelin zu sagen: Das Sonnenstüble im Hotel Birkenhöhe ist eine Reise wert.